Warum wir ewig auf Spiele wie Baldur’s Gate und Planescape warten mussten

Manchmal dauert es, bis gute Dinge zurückkehren – und in der Welt der Rollenspiele scheint Geduld die wichtigste Tugend zu sein. Warum also brauchte es Jahrzehnte, bis Klassiker wie Baldur’s Gate und Planescape ihre verdiente Wiedergeburt feierten?

Warum wir ewig auf Spiele wie Baldur’s Gate und Planescape warten mussten

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Wenn man ehrlich ist, war das Warten auf die Rückkehr von Baldur’s Gate und Planescape fast schon eine eigene Quest. Jahrelang gab es nur Remaster, Neuauflagen und halbgare Versuche, das goldene RPG-Zeitalter der 90er wiederzubeleben. Doch erst mit Baldur’s Gate 3 und dem neu entflammten Interesse an narrativem Storytelling erleben wir die Renaissance klassischer Rollenspiele – und das hatte Gründe.

Das goldene Zeitalter – und sein jäher Abbruch

In den späten 90ern galt das PC-Rollenspiel als König des Genres. Titel wie Baldur’s Gate (1998) und Planescape: Torment (1999) definierten, was erzählerische Tiefe und spielerische Freiheit bedeuten. Doch mit dem Aufstieg von Konsolen-Blockbustern und 3D-Action-Titeln änderte sich das Spielgefühl.

Die großen Publisher setzten zunehmend auf Mainstream-Märkte – und komplexe, textlastige RPGs galten als „zu nischig“. Entwicklerstudios wie Black Isle oder Troika Games verschwanden in der Versenkung, und das, was einst als Herz des Genres galt, wurde von schnelleren, zugänglicheren Spielen verdrängt.

Kurz gesagt: Die Industrie vergaß, dass viele von euch lieber eine Geschichte lesen, als durch Explosionen zu sprinten.

Kickstarter, Nostalgie und das Erwachen der alten Schule

Der Wendepunkt kam – wie so oft – von unten. Anfang der 2010er-Jahre starteten Entwicklerlegenden wie Brian Fargo (Wasteland) und Obsidian (Pillars of Eternity) Kickstarter-Kampagnen, um die alte Magie zurückzuholen.

Die Botschaft: „Wenn Publisher kein Risiko eingehen, dann machen wir es selbst.“ Und siehe da – ihr habt geantwortet. Die Crowdfunding-Erfolge zeigten, dass die Sehnsucht nach tiefen Geschichten, taktischen Kämpfen und verzweigten Dialogbäumen nie verschwunden war.

Diese Bewegung war letztlich der Nährboden, aus dem Projekte wie Divinity: Original Sin 2 und schließlich Baldur’s Gate 3 sprießen konnten.

Wusstet ihr schon?

  • Planescape: Torment gilt als eines der textreichsten Spiele aller Zeiten – mit über 800.000 Wörtern Dialog.
  • Baldur’s Gate 3 hat mehr vertonte Zeilen als Skyrim und The Witcher 3 zusammen.
  • Ohne Kickstarter gäbe es weder Pillars of Eternity noch Divinity: Original Sin 2.
  • Larian Studios nutzte über 400 Schauspieler für Motion Capture – ein Rekord im RPG-Bereich.
  • Viele Entwickler des Original-Baldur’s Gate arbeiteten später an Dragon Age: Origins.

Larian Studios und das Warten, das sich lohnte

Als Larian Studios 2019 ankündigte, Baldur’s Gate 3 zu entwickeln, waren viele skeptisch. Noch ein Versuch, einen Klassiker zu reanimieren? Doch was folgte, war das Gegenteil von Nostalgie-Ausbeutung: ein modernes, komplexes Meisterwerk.

Das Team verstand, was Fans wollten – Entscheidungsfreiheit, Konsequenzen und Herzblut. Über sechs Jahre Entwicklungszeit später wurde BG3 2023 nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern auch ein Symbol dafür, dass Geduld sich lohnt.

Und ähnlich wie Planescape: Torment damals, traut sich Baldur’s Gate 3, moralische Grautöne zuzulassen – ein Spiel, das euch nicht an die Hand nimmt, sondern euch fragt: „Wer wollt ihr wirklich sein?“

Fazit – Warum das Warten wichtig war

Das Warten war zäh, ja. Aber ohne diese langen Pausen, ohne den Hunger nach Tiefe und Bedeutung, hätten wir nie die Spiele bekommen, die wir heute feiern.

Baldur’s Gate 3 und Planescape: Torment sind keine schnellen Erlebnisse – sie sind Reisen. Und vielleicht war genau das die Lektion: Manche Geschichten brauchen Zeit, um wieder erzählt zu werden.

Also: Beim nächsten Mal, wenn ihr über lange Entwicklungszyklen schimpft – denkt daran, dass wahre RPG-Magie reifen muss.

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