Star Wars Outlaws hätte ein Prestigeprojekt für Ubisoft werden können. Ein riesiges Open-World-Spiel im Star-Wars-Universum, mit Fokus auf Schmuggel, Entscheidungen und galaktischem Charme. Doch die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Jetzt, Wochen nach Release, meldet sich CEO Yves Guillemot und lenkt die Schuld überraschend auf das Franchise selbst.
Statt sich mit dem eigenen Ruf, technischen Stolpersteinen und dem Vertrauensverlust der Spielerschaft auseinanderzusetzen, spricht der Publisher von einem „angeschlagenen Star Wars“. Eine Aussage, die Fragen aufwirft und ein bekanntes Muster bei Ubisoft offenbart.
Der Schuldige: Eine weit, weit entfernte Marke?
Guillemot erklärte gegenüber Investoren, dass Star Wars Outlaws in einer schwierigen Phase der Marke erschien. Serien wie The Acolyte hätten enttäuscht, das Interesse an der Galaxy sei aktuell geringer. Eine gewagte These, schließlich feiern Formate wie Andor und The Mandalorian weiterhin große Erfolge. Und selbst Games wie Jedi Survivor fanden ein begeistertes Publikum.

Was bleibt, ist der Eindruck: Ubisoft zeigt mit dem Finger nach außen. Doch anstatt die Qualität des eigenen Spiels zu reflektieren, wird der vermeintlich schlechte Zustand der Marke herangezogen, obwohl Star Wars als Ganzes aktuell alles andere als tot ist.
Unfertig, fehlerhaft, unfokussiert
Ein kritischer Blick auf Outlaws legt offen, was viele Spieler:innen frustrierte: technische Mängel, inhaltliche Wiederholungen, ein müder Gameplay-Loop. Das Game wirkte, wie so viele Ubisoft-Titel, ambitioniert, aber unausgereift. Der Open-World-Baukasten, den der Publisher seit Jahren in immer neuer Hülle serviert, zeigte sich auch hier: Lager infiltrieren, Ressourcen sammeln, Nebenquests nach Schema F. Nur das Setting war neu.
Wusstet ihr schon…?
…,dass der Star Wars Outlaws-Trailer zur Ankündigung mehr YouTube-Dislikes als Likes hatte, obwohl das Spiel zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht angespielt werden konnte?
Schon der erste Eindruck sorgte für Misstrauen, wohl auch wegen Ubisofts Ruf.
Hinzu kommt ein Rufproblem. Ubisoft kämpft seit Jahren mit Schlagzeilen über Crunch, toxische Firmenkultur und leere Versprechen. Das Vertrauen vieler Fans ist angeschlagen, ein Faktor, der sich nicht durch galaktische Ausflüchte kitten lässt.
Plattformen, Technik, verpasste Chancen
Outlaws erschien für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X/S, also exklusiv für die aktuelle Konsolengeneration. Grafisch solide, aber nicht bahnbrechend, präsentierte sich die Welt der Gesetzlosen eher wie ein schöner Rohbau. Besonders auf dem PC machten Spieler:innen auf Performanceprobleme, Bugs und DRM-Frust aufmerksam. Dass ausgerechnet ein technischer Fehlstart einem so großen Projekt den Wind aus den Segeln nimmt, ist kein Einzelfall bei Ubisoft, man denke nur an Skull and Bones oder XDefiant.
Ein Patch nach dem anderen folgte. Doch bis die gröbsten Fehler ausgebügelt waren, war der erste Eindruck längst verbrannt.
Wenn Ausflüchte zum Muster werden
Das aktuelle Statement ist kein Einzelfall. Ubisoft hat in der Vergangenheit wiederholt externe Faktoren für schwache Zahlen verantwortlich gemacht, von Marktbedingungen bis hin zu „übersättigten Zielgruppen“. Doch irgendwann wirkt diese Haltung nicht mehr nachvollziehbar, sondern bequem. Wer die Schuld ständig woanders sucht, vermeidet die dringend notwendige Auseinandersetzung mit sich selbst.
Gamer:innen wollen keine PR-Floskeln mehr. Sie wollen transparente Kommunikation, technische Qualität und das Gefühl, ernst genommen zu werden. Ein Fingerzeig auf Star Wars kann das nicht ersetzen, im Gegenteil: Er wirkt, als wolle man sich erneut um die eigentliche Kritik herumdrücken.
Was werden die Konsequenzen sein?
Ubisoft plant offenbar, Outlaws langfristig zu unterstützen, mit Optimierungen, potenziellen Erweiterungen und einer Switch-2-Version, sollte die neue Konsole leistungsfähig genug sein. Doch ob das reicht, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen? Der Weg dahin wird steinig.
Vielleicht wäre ein erster Schritt, endlich Verantwortung zu übernehmen. Nicht für das Scheitern einer Marke, sondern für die eigenen Schwächen im Umgang mit Erwartungen, Technik und Transparenz. Denn wer sich selbst nicht kritisch hinterfragt, bleibt in der Endlosschleife seiner Fehler gefangen.
Welche Rolle spielt eurer Meinung nach das Vertrauen in einen Publisher? Reicht ein starker Markenname wie Star Wars allein aus oder braucht es mehr?



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