Innerhalb weniger Tage verschwanden im Sommer 2025 Hunderte Adult-Games aus den Stores von Steam und Itch.io. Auslöser war ein Brief der australischen Aktivistengruppe Collective Shout, die Zahlungsanbieter aufforderte, bestimmte Inhalte zu blockieren. Daraus entstand eine Kettenreaktion und die Visa- und Mastercard-Proteste machten deutlich, wie viel Macht Payment-Brands über digitale Inhalte haben.
Was passiert ist
Am 11. Juli 2025 forderte Collective Shout Visa, Mastercard und andere Partner auf, Zahlungen für Spiele mit sexualisierter Gewalt oder Inzest zu stoppen. Wenige Tage später verschärfte Valve die Steam-Regeln: Publisher mussten nun bestätigen, dass ihre Inhalte den Richtlinien der Zahlungsanbieter entsprechen. Ergebnis: Hunderte Adult-Games verschwanden, oft ohne Vorwarnung.
Am 24. Juli folgte Itch.io mit einer radikalen Maßnahme: Alle NSFW-Titel wurden aus der Suche entfernt. Gründer Leaf Corcoran sprach von einem nötigen Schritt, um die Zahlungsinfrastruktur zu sichern.
Ende Juli erklärte Mastercard, man bewerte keine einzelnen Spiele, fordere aber „geeignete Content-Kontrollen“. Valve verwies dagegen auf die Mastercard Brand Rule 5.12.7, die Transaktionen für „markenschädigende“ Inhalte untersagt. Kurz darauf gingen Petitionen viral, sammelten über 150.000 Unterschriften, und in den sozialen Netzwerken brach eine Zensur-Debatte los. Die Visa & Mastercard Proteste gewannen damit eine Dynamik, die weit über die Adult-Gaming-Szene hinausging.

Policy by Backdoor
Offiziell wollen Zahlungsanbieter nur rechtliche Risiken vermeiden. Doch vage Formulierungen wie „markenschädigend“ geben ihnen großen Spielraum. Für Plattformen ist das riskant: Drohen Einschränkungen bei Kreditkartenzahlungen, reagieren sie lieber zu streng als zu locker, oft mit pauschalen Sperrungen.
Diese indirekte Steuerung nennt die Branche „Policy by Backdoor“: Keine Gesetze, aber wirtschaftlicher Druck sorgt dafür, dass Inhalte verschwinden. Die Visa- und Mastercard-Proteste zeigen, wie intransparent und einseitig diese Machtverteilung ist und wie schnell selbst harmlose Titel unter die Räder geraten können.
Folgen für Indies und Spieler:innen
Für kleine Studios bedeuten solche Sperren oft den kompletten Einnahmeverlust. Ohne Sichtbarkeit in den Stores brechen Verkäufe ein, alternative Zahlungen wie Patreon oder Kryptowährungen erreichen nur einen Bruchteil der Zielgruppe.
Auch Spieler:innen verlieren: Manche gekauften Titel sind nicht mehr auffindbar oder nachträglich nicht mehr kaufbar. Dabei verschwinden nicht nur explizite Inhalte, auch harmlose oder queere Spiele rutschen durch die Filter. Die Visa & Mastercard Proteste haben so für viele Entwickler:innen das Vertrauen in die Stabilität digitaler Vertriebskanäle erschüttert.
Was das für die Zukunft bedeutet
Viele Indies setzen inzwischen auf Multi-Channel-Strategien: Direktverkäufe, alternative Stores und mehrere Zahlungsmethoden sollen das Risiko verteilen. Auf Community-Seite organisieren sich Spieler:innen, um betroffene Studios zu unterstützen und über alternative Bezugsquellen zu informieren.
Ob der Protest zu mehr Transparenz führt, bleibt offen. Klar ist: Wer Games veröffentlicht, muss künftig nicht nur das Publikum im Blick behalten, sondern auch die unsichtbare Instanz im Hintergrund, die Kreditkartenanbieter. Die Visa- und Mastercard-Proteste sind damit mehr als ein Einzelereignis: Sie sind ein Weckruf für die gesamte Branche.
Wie findet ihr diese Entwicklung? Könnt ihr Visa und Mastercard verstehen oder vertretet ihr eher die Meinung der Publisher und Spieler:innen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Quellen
- Polygon – Steam’s fight against Visa, Mastercard, and censorship is only getting messier
- Them – Payment Processors Are Pressuring Major Gaming Vendors to Pull LGBTQ+ and NSFW Titles
- Wired – Steam and Itch.io Are Pulling ‚Porn‘ Games. Critics Say It’s a Slippery Slope to More Censorship
- The Verge – What’s a smut peddler to do these days?
- Itch.io – Update on NSFW content
- PC Gamer – Australian anti-porn group claims responsibility for Steam’s new censorship rules
- ABC News – Adult video games removed from Steam after campaign



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