Noch bevor der deutsche Buchhandel reagieren konnte, war in den USA bereits Feuer am Dach. Next to Heaven, der neue Roman von James Frey, schlug ein wie ein literarischer Molotowcocktail: In einer mit Sexpuppe und Champagner dekorierten Buchpremiere wurde nicht nur das Buch gefeiert, sondern auch die Reinkarnation seines berüchtigten Autors. Frey, der einst wegen gefälschter Memoiren öffentlich von Oprah Winfrey gegrillt wurde, ist zurück. Und er hat die Lust auf Skandal nicht verloren.
Worum geht’s? Um Reichtum, Sex, Doppelmoral und das alles im Stil eines bewusst trashigen Erotik-Thrillers. Die Geschichte spielt in der luxuriösen Swinger-Szene von Connecticut, irgendwo zwischen Glanz, Abgrund und bewusstem Tabubruch. Der Autor selbst nennt es eine „Allegorie auf unsere dekadente Kultur“. Andere nennen es einfach geschmacklos. Doch gerade das scheint Methode zu haben.
Wer ist James Frey und warum polarisiert er seit zwei Jahrzehnten?
Wer den Namen James Frey hört, denkt an einen Mann mit Vergangenheit und an einen Literaturbetrieb, der mit diesem Namen nie wieder ganz warm wurde. Nach dem Debakel rund um sein angeblich autobiografisches Buch A Million Little Pieces, das sich später als weitgehend erfunden entpuppte, galt Frey vielen als Persona non grata. Doch statt sich zurückzuziehen, gründete er ein umstrittenes Autorenkollektiv und kehrt nun mit Next to Heaven in alter Manier zurück: laut, unverschämt, selbstinszeniert.
Wusstet ihr schon…?
…, dass Next to Heaven mit einer opulenten Swinger-Party beginnt, in der reiche Connecticut-Promis in einer luxuriösen Mansion verruchte Spiele spielen und sich eine Leiche findet?
Kirkus beschreibt den Auftakt mit „swingers’ party leads to murder in a wealthy Connecticut enclave“
Dabei scheut er keine Grenzüberschreitungen. Der neue Roman wurde laut Frey innerhalb von 57 Tagen geschrieben und fühlt sich stellenweise auch so an. Kritiker:innen bemängeln das flache Frauenbild, platte Dialoge und literarische Brachialästhetik. Doch Frey wäre nicht Frey, wenn er nicht genau das einkalkuliert hätte.
Sex, Geld und Cancel Culture: was steckt in Next to Heaven?
Was wie ein skandalöser Softporno beginnt, entfaltet sich schnell zu einer grellen Satire auf Konsum, Eitelkeit und Kontrollverlust. Die Hauptfigur, ein junger Mann, der in die Welt von Exzessen und Machtspielen hineingezogen wird. Er bleibt bewusst klischeehaft. Frey spielt mit Provokation, mit Tabus und mit dem literarischen Trash als Stilmittel.
Und das wirkt: Erste Reaktionen reichen von „ein mutiges Experiment“ (NetGalley) bis „literarischer Müll“ (The Times). Doch auch diese Spaltung trägt zur Wirkung des Buches bei, denn Next to Heaven ist kein Werk, das gefallen will. Es ist ein Statement. Vielleicht auch ein Stinkefinger.
Kommt der Skandal bald nach Deutschland?
Bisher gibt es keinen offiziellen deutschen Veröffentlichungstermin, doch die Chancen stehen gut, dass ein Verlag zuschlägt. Denn Frey polarisiert zwar, aber er verkauft. Und ein Roman, der in den USA viral geht, lässt sich auf dem deutschen Markt meist nicht lange ignorieren. Die Frage ist nur: Ist die deutsche Buchwelt bereit für einen Text, der mit Anlauf in jedes Fettnäpfchen springt?
Next to Heaven könnte hierzulande entweder als literarisches Experiment gefeiert oder als geschmackloser Rückfall geschmäht werden. Oder beides zugleich. Was sicher ist: Wenn der Roman kommt, wird er Diskussionen auslösen, über Grenzen, Verantwortung und darüber, was Literatur darf.



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