BookTok ist längst mehr als eine Plattform für Lese-Tipps. Es ist ein kreatives Biotop für alle, die Geschichten erzählen, gestalten und feiern. Aktuell schlägt ein visuelles Format besonders hohe Wellen: Character Cards. Sie zeigen Buchfiguren im Stil von Spielkarten oder Sammelbildern. Mal künstlerisch, mal minimalistisch, mal im Manga-Look. Das Besondere? Diese Karten entstehen oft in Eigenregie: Autor:innen, Selfpublisher:innen oder Fans gestalten sie mit Tools wie Midjourney oder Canva, posten sie auf Social Media und ernten damit oft mehr Reichweite als mit klassischen Buchtrailern.
Aber was macht diesen Trend so besonders? Wie funktioniert er genau? Und was bringt er, außer hübschen Bildern, für Buchmarketing, Leserbindung oder sogar Pitch-Präsentationen?
Was steckt hinter dem Trend?
Auf TikTok zählt der Hashtag „Book Character Cards“ über 59 Millionen Aufrufe. Dabei handelt es sich um stilisierte Darstellungen einzelner Buchfiguren, inklusive Namen, Genre, Persönlichkeitsmerkmalen oder sogar fiktiven Werten wie „Mut: 87 %“. Entstanden ist der Trend aus der FanArt-Szene, hat sich aber zu einem echten Selbstvermarktungs-Tool entwickelt. Besonders in der Selfpublishing-Szene werden Character Cards genutzt, um den eigenen Figuren eine visuelle Präsenz zu verleihen. Leser:innen reagieren begeistert: Sie liken, kommentieren oder erstellen sogar ihre eigenen Versionen und tragen so zur Reichweite bei.
Wie funktioniert es konkret?
Im Zentrum steht meist eine KI-generierte Illustration, die mit Midjourney, Leonardo oder einem der vergleichbaren Tools erstellt wurde. Diese wird dann in Canva oder Photoshop in ein vorgefertigtes Template eingefügt. Dort kommen Textfelder hinzu: Name, Rolle in der Geschichte, vielleicht ein Zitat oder kurze Werte-Übersicht. Einige Autor:innen gehen noch einen Schritt weiter und erstellen gleich eine ganze „Serie“ von Character Cards und damit ein visuelles Line-up ihrer Figurenwelt.
Der Aufwand ist überraschend gering, die Wirkung enorm: Eine gut gestaltete Karte lädt nicht nur zum Scrollen ein, sondern bleibt auch visuell im Kopf.
Wusstet ihr schon…?
…dass manche Selfpublisher:innen ihre gesamte Figurenbesetzung in einem visuellen Deck aus Character Cards vorstellen zum Beispiel als digitales Extra zum Buch?
Was bringt es für die Buchwelt?
Character Cards sind mehr als ein optisches Gimmick, sie verbinden Leserbindung, Markenaufbau und Storytelling. Sie zeigen, wie eine Figur fühlt, aussieht, tickt. Für Autor:innen bedeuten sie:
- eine Möglichkeit, ihre Geschichte vor Release zu visualisieren
- eine Ergänzung für Pitch-Materialien (Verlage, Agenturen)
- ein Magnet für Fandoms auf TikTok, Pinterest oder Insta
- ein emotionaler Einstieg für Leser:innen, die sich in Figuren verlieben wollen, bevor sie eine Zeile gelesen haben
Beispiele & Creator‑Ideen
User:innen wie @buu_books oder @navikitani zeigen auf TikTok ihre kreativen Umsetzungen, etwa mit Fantasy-Hintergründen, Signature-Farben oder selbstgebauten Stats wie „Intelligenz: 95 %“. In den Kommentaren entstehen regelmäßig Challenges wie „Show us your MC!“ oder „Build a villain card“.
Besonders auffällig: Charaktere, die visuell stark codiert sind (z. B. mit Tattoos, Narben, Farben), bleiben im Kopf! Sie funktionieren wie visuelle Memes. Wer hier klug designt, erschafft buchstäblich ein Gesicht für die Story.
Wusstet ihr schon…?
…dass Character Cards mittlerweile sogar als „Moodmaterial“ bei Agenturen und Verlagen genutzt werden, um Figurenkonzepte greifbar zu machen?
Ausblick
Ob du deine Charaktere heldenhaft, tragisch, verrückt oder verspielt inszenierst – mit Character Cards öffnest du ihnen eine Bühne, die weit über Worte hinausgeht. Vielleicht ist genau jetzt der Moment, deine Hauptfigur zu fragen: „Wie würdest du dich selbst darstellen in einer Karte, die die Welt sieht?“



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