Animes in der Krise: Warum Japans Studios ihre Zukunft verspielen könnten

Japans Animes stecken in der Produktionskrise: Während weltweit gefeiert wird, brechen in den Studios Arbeitsmodelle zusammen. Wer das Handwerk noch lernt, sucht Tutorials statt Mentor:innen. Und das ist kein Einzelfall, sondern ein wachsendes Systemproblem.

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Viele lieben sie, die magischen Welten, das rasante Storytelling, die ikonischen Figuren. Animes. Doch was, wenn die Realität hinter der Animationskulisse weit weniger glanzvoll ist? Genau das passiert gerade in Japans traditionsreicher Anime-Industrie. Ein System, das einst auf dem Durchhaltewillen alter Hasen basierte, steht nun vor einer beispiellosen Herausforderung: Die alten Generationen gehen in Rente, und kaum jemand will ihren Platz einnehmen.

Japans Arbeitskrise zum Generationswechsel

Während Streamingdienste weltweit Rekordabrufe verzeichnen und Animes wie Jujutsu Kaisen, Demon Slayer oder Chainsaw Man als neue Kulttitel gefeiert werden, kriselt es hinter den Kulissen. Junge Animator:innen sollen komplexe Szenen in knapper Zeit umsetzen, oft für weniger als zwei Euro pro Frame. Wer neu anfängt, wird kaum eingelernt. Viele greifen zu YouTube-Tutorials, um überhaupt zu verstehen, wie ihre Arbeit funktioniert. Nicht selten landen sie dann in Studios, in denen Überstunden, fehlende Verträge und verspätete Bezahlung an der Tagesordnung sind.

Wusstet ihr schon…?

…, dass japanische Animator:innen im Durchschnitt etwa 1.200 € im Monat verdienen und das trotz Überstunden und oft ohne feste Arbeitsverträge?

Ein Branchenkenner brachte es drastisch auf den Punkt: „Das ist keine Ausbildung, das ist Survival.“ Und das Problem betrifft nicht nur kleine, unbekannte Namen. Selbst große Studios wie Toei oder MAPPA berichten von massivem Nachwuchsmangel und davon, dass immer mehr Produktionen ins Ausland ausgelagert werden müssen. Doch ob Quantität ohne Qualität die Antwort ist? Wir werden es bald erfahren und können nur hoffen, dass unsere Lieblingsserien nicht darunter leiden. Animes die ’nur irgendwie‘ unter die Leute gebracht werden, kennen wir bereits. Und selbst die besten Serien werden bei halbherziger Handhabung verhunzt, das hat man bei RTL 2 und ihrem Nachmittagsprogrammversuchen mit Naruto oder Dragon Ball gesehen.

Wenn YouTube zur Ausbildungsstätte wird

Viele der neuen Zeichner:innen berichten, dass ihnen niemand zeigt, wie der Job überhaupt funktioniert. Veteranen haben schlicht keine Zeit zur Einarbeitung oder sind längst ausgebrannt. In der Not wenden sich viele an Online-Plattformen: Was früher ein jahrelanger Lernprozess war, wird heute durch Tutorials ersetzt.

Ein Insider erzählte dem Blog Sasuga Studios, dass Neulinge oft mehrere Monate ohne Vertrag arbeiten und dann mit bis zu drei Monaten Verzögerung bezahlt werden. Wer bleibt, macht das aus Leidenschaft. Wer geht, hinterlässt eine Lücke, die kaum zu schließen ist.

Erste Lichtblicke oder nur PR?

Ganz düster ist das Bild nicht. Es gibt Studios, die neue Wege gehen, Polygon Pictures zum Beispiel setzt auf geregelte Arbeitszeiten und moderne Workflows. Und Projekte wie Anime no Tane, gefördert von der japanischen Regierung, sollen junge Talente gezielt fördern. Auch neue Gesetze, die Verträge und faire Bezahlung sichern sollen, wurden verabschiedet. Aber reichen sie?

Wusstet ihr schon…?

…dass Kyoto Animation als seltene Ausnahme für faire Arbeitsbedingungen und strukturierte Ausbildung gilt und damit im starken Kontrast zur üblichen Crunch-Kultur steht?

Viele Branchenstimmen sagen: Solange Animes weiter als „Berufung statt Beruf“ gelten, wird sich wenig ändern. Die Streaming-Euphorie täuscht und der nächste Burnout könnte nur eine Staffel entfernt sein.

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